Selbst produzierte Lebensmittel verkaufen

Von Ochsental in die Welt

Katharina und Sophia Franz vermarkten Fleisch, Mehl und Eierlikör vom elterlichen Bauernhof mit einem Onlineshop

Von Laura Bernert

Wurstvorrat eines Kunden in Berlin aufstocken

Bereits vor 15 Jahren schickte Simone Franz einmal im Halbjahr ein Paket vom Hof in Ochsental quer durch Deutschland, um den Wurstvorrat eines Kunden in Berlin aufzustocken. „Wir übertragen das in die heutige Zeit“, sagt ihre Tochter Katharina. Die 29-Jährige hat 2022 gemeinsam mit ihrer Schwester Sophia (26) die Vermarktung der selbst produzierten Lebensmittel übernommen. Nun starten die Schwestern mit einem Onlineshop.

Seit die Vermarktung in den Händen von Katharina und Sophia Franz liegt, habe sich die Kundschaft verändert: „Neue, aber sehr bewusste Kunden“ im Alter von 25 bis 35,die wissen wollen, woher ihre Lebensmittel sind, sind dazu gekommen.

Hofleben auf Instagram und in Workshops: So macht Familie Franz Landwirtschaft nahbar

Viele sind durch Instagram auf den Hofladen aufmerksam geworden. Hier teilen die Schwestern Einblicke in das Hofleben…

„Wir wollen den Hof in die Stadt bringen“

Vermehrt seien in letzter Zeit Kunden auf sie zugekommen, die für einen Einkauf zu weit weg wohnen. Eine Bestellung per E-Mail sei zwar immer möglich gewesen, genutzt wurde das aber kaum, sagen die Schwestern. Die Kunden seien zu bequem. „Ich bin ja selbst so“, gesteht Katharina. Deshalb sagt sie: „Wir wollen den Hof in die Stadt bringen“.

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„Wir haben hier einen Schatz und wollen die Leute daran teilhaben lassen“

Neben dem Onlineshop haben die Schwestern Katharina und Sophia Franz
auch Workshops geplant . „Wir haben hier einen Schatz und wollen die Leute daran teilhaben lassen“, erklärt Sophia Franz die Intention. Zu wissen, wer hinter den Produkten steht, sei oftmals mehr Wert als ein Siegel, ergänzt Katharina. Bereits im Dezember haben sie gemeinsam mit einer Kräuterpädagogin einen Kurs zum Räuchern durchgeführt. Die Schwestern planen neben weiteren Räucherworkshops und Kräuterwanderungen –passend zu Ostern – mit Eltern und Kindern, Eier zu bemalen. Dazu gehört natürlich auch der Besuch bei den Hühnern auf dem Hof.

Fleisch, Eierlikör und Mehl: Das gibt es im Onlineshop von Familie Franz

Der Onlineshop ist mit einem soliden Sortiment gestartet: Neben Dosenwurst, Nudeln, Grieß, Mehl, Honig und Eierlikör gibt es auch …

… ein großes Fleisch-Päckle

ein großes Fleisch-Päckle mit Steaks und Gulasch von den eigenen Schwäbisch Hällischen Landschweinen. Dieses Paket stehe alle zwei Monate zu den Schlachtterminen zum Verkauf.

Großes Fleisch-Päckle

Frische Eier

Damit sind die frischen Eier die einzigen Produkte, die nur im Hofladen und dem Automaten gekauft werden können.

„… möglichst viel vom Hof Franz im Paket steckt“

Dass beim Versenden alles glatt läuft, wurde mehrmals getestet – extra vor Feiertagen. Selbst das Puffermaterial bestehe teilweise aus eigenem Heu, sodass „möglichst viel vom Hof Franz im Paket steckt“, sagt Sophia. Beide Frauen arbeiten noch in anderen Berufen: Katharina im Vertrieb, Sophia ist Sozialpädagogin. Langfristiges Ziel sei dennoch, dass die Vermarktung irgendwann zum Vollzeitjob wird.

Selbst produzierte Lebensmittel verkaufen

Selbst produzierte Lebensmittel verkaufen – Als Geschäftspartnerinnen gut funktionieren

Zuerst sei ihnen wichtig gewesen, dass sie auch als Geschäftspartnerinnen gut funktionieren – das habe geklappt. Und wie wird die Arbeit verteilt? „Bei Eierlikör und Mehl ist Sophia der absolute Profi . Sie ist zu einer richtigen Müllerin geworden“, erzählt Katharina. Im Bereich der studierten Agrarwissenschaftlerin liegt die Büroarbeit. Das koste sie bereits jetzt ohne Onlineshop einen halben Tag.

MEINUNG

Von Laura Bernert

Um dem üblichen System den Rücken zu kehren, braucht es Mut, meint unsere Autorin.

Ideenreich

Familie Franz macht vor, was sich viele Landwirte nicht trauen: Sie verlassen ausgetretene Trampelpfade. Und das nicht erst mit Onlineshop und Account auf Instagram. Schon die Eltern sind früh eigene Wege gegangen, haben es vorgemacht und mit der Zucht Schwäbisch-Hällischer Landschweine eine Nische besetzt. Mutter Simone hat zudem mit der Selbstvermarktung früh angefangen und schon damals nicht nur auf einheimische Kunden gesetzt. Das Herz von Vater Rainer schlägt für den Erhalten von Bodenleben und Kreislaufwirtschaft.

Alle zusammen haben den Hof auf Bio umgestellt und ihr Sortiment eher ausgebaut, als sich auf Monokulturen für den Großmarkt zu beschränken und sich davon abhängig zu machen. Dieser Weg außerhalb des Systems ist mutig. Das ist den Töchtern in Fleisch und Blut übergegangen. Sie sprühen vor Ideen, mögen diese noch so groß oder verrückt klingen. Natürlich kann man sich über die Menschen beschweren, die sich nicht um die Herkunft der Lebensmittel, fairen Lohn oder Tierwohl scheren.

Doch Landwirte haben es selbst in der Hand: als Verbraucher wie als Produzenten. Es steht ihnen frei, bei wem sie Saaten und Pflanzenschutz beziehen, für wen sie produzieren und wie sie sich vermarkten. Familie Franz sucht aktiv nach den Menschen, die ihre Lebensmittel wollen und wertschätzen. Das Schöne ist: Die müssen jetzt nicht mehr in der Nähe wohnen.

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